+ Aus dem hl.
Evangelium nach Matthäus 11: 25 – 30
25In jener Zeit sprach Jesus:
Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den
Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast.
26Ja, Vater, so hat es dir
gefallen.
27Mir ist von meinem Vater
alles übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand
kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.
28Kommt alle zu mir, die ihr
euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.
29Nehmt mein Joch auf euch und
lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe
finden für eure Seele.
30Denn mein Joch drückt nicht,
und meine Last ist leicht.
“Kommt
alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde
euch Ruhe verschaffen.” (Mt 11:28)
Diese
Einladung, zu Jesus zu kommen, ergeht nicht an alle. Sie ergeht an eine
bestimmte Gruppe von Menschen: die sich plagen und schwere Lasten zu tragen
haben.
Sie
lässt uns daran denken, dass Jesus gesagt hat, er sei „gekommen, die Sünder zu
rufen und nicht die Gerechten“ (Mt 9:13b) und dass die Kranken den Arzt bräuchten
und nicht die Gesunden (vgl. Mt 9:12)
Sie
ruft zudem in Erinnerung, was Jesus den Jüngern geantwortet hat, die Johannes
der Täufer zu ihm geschickt hat mit der Frage: „Bist du der, der kommen soll,
oder müssen wir auf einen andern warten?
4 Jesus antwortete ihnen: Geht und berichtet
Johannes, was ihr hört und seht:
5 Blinde sehen
wieder und Lahme gehen; Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und den Armen wird das Evangelium verkündet.“
(Mt 11:3-5)
Jesus
hat offensichtlich über die Plagen der Menschen einen besonderen Zugang zu
ihnen: Nicht über die Prunkstiege ihrer Vorzüge sondern durch die Hintertüre
ihrer Schattenseiten.
Damit
Jesus auch Zugang zu mir findet, brauche ich keine Mühen zu erfinden – ich
brauch nur die aufzusuchen, die ich bereits habe!
Ich
brauche mich nur mit dem zu befassen, was ich an mir ablehne. Ich brauche mich
nur mit dem zu konfrontieren, was ich gerne ausblende, weil ich es nicht mag.
Jesus
mag es, weil er mich mag!
Jesus
gehört zu jener exotischen Sorte von Menschen, die offen sind für das an mir und in mir, wofür die meisten
Menschen inklusive meiner selbst verschlossen sind.
Und
er ist nicht passiv offen indem er sagt: „Ja, wenn es halt unbedingt sein muss,
dann komm halt mit deinen Mühen in Gottes Namen zu mir!“
Er
ist aktiv offen, indem er einlädt und sagt: „Du bist mit deinen Mühen und
deinem Minus bei mir herzlichst willkommen
– gerade im Namen Gottes! Im Namen jenes Gottes, dessen Sohn ich bin und dessen
Liebe ich zu dir bringe.
In
dieser herzlichen Annahme bietet Jesus uns sein Joch an und wir dürfen lernen,
dass jede Last in mir und im anderen leichter wird durch liebevolle Annahme.
Bereits
die Theologen der frühen Kirche haben diese Joch Jesu in die prägnante Formel
gefasst: Nur was angenommen wird, wird auch erlöst. Damit war gemeint, dass
Gott den Menschen ganz erlösen konnte erst nachdem er ihn in Jesus ganz
angenommen hat. Mit anderen Worten kommt so die beglückende Wahrheit zum
Ausdruck, dass Gott in Jesus Christus ganz wie wir Mensch geworden ist.
Jetzt
können wir auch etwas weiteres besser verstehen: dass nämlich Jesus nach seiner
Einladung nicht sagt: Er werde die Plagen entfernen und die Lasten abnehmen!
Sondern er sagt: „Ich werde euch Ruhe
verschaffen!“ Und wie tut er dies? Indem er uns in seinem Beispiel das
milde Joch anbietet, positiv liebevoll mit unseren Plagen und Lasten umzugehen.
Sie
gehören nämlich zu uns, sind aus unserem Leben herausgewachsen. Sie sind Wir!
Indem wir sie verwerfen, verwerfen wir unser Leben, verwerfen wir uns selber.
Sie wollen geheilt werden – und das geht nur durch liebevolle Annahme.
Wenn
wir mit einer Wunde am Arm zum Arzt gehen, dann wird der nicht kurzerhand den
ganzen Arm abtrennen. Er wird vielmehr die Wunde behutsam begutachten, säubern,
desinfizieren und verbinden. Dann kann sie allmählich heilen und der Arm, ja,
der ganze Mensch wird wieder gesund.
Selten
kommt in einem anderen Wort Jesu so klar zum Ausdruck, dass er unser Arzt ist
für Leib und Seele. Und dass er uns seine ärztliche Kunst lehren möchte. Diese
Kunst zielt darauf ab, uns mit unseren Plagen und Lasten auszusöhnen, eine
größere Einheit in uns zu schaffen und so die Ruhe und den Frieden in uns zu
mehren.
Das
milde Joch Jesu ist seine herzliche Liebe zu uns, die wir oft so herzlos sind uns
selbst und einander gegenüber. Jesus möchte uns zu herzlichen Menschen machen
und beginnt damit heute einmal mehr bei uns selber. Er möchte die Liebe in uns
ordnen und uns vorbereiten für sein großes Gebot: „ Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer
Seele und
mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst.“ (Mt 22:37 – 39)
Heute
schaut Jesus auf die rechte Liebe zu uns selbst. Ohne die können wir nämlich
weder den Nächsten noch Gott in rechter Weise lieben. Denn wir haben nur ein Herz, mit dem wir Gott, den
Nächsten und uns selber lieben. Darum können wir nicht Gott lieben mit ganzem
Herzen und zugleich uns selber oder den Mitmenschen hassen!
Im
heutigen Evangelium erschließt uns Jesus sein mildes Joch, sein demütiges Herz
als eine Quelle göttlichen Erbarmens, damit wir daraus trinken zu unserem Heil,
zu unserem Frieden, zur Freude aller, die zu uns gehören und da vor allem zur
Freude Jesu, der gepriesen sei in Ewigkeit. Amen!
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